Neuigkeiten

Liebe Mitglieder der DGPM,

am 1. Dezember 2023 wählten Sie auf der 31. Jahrestagung der DGPM Ihren neuen Vorstand.
Ein jeder von Ihnen hat die Chance ergriffen und für Sie einen kurzen Vorstellungstext erstellt,
den wir gern mit Ihnen teilen möchten.

Ihre Geschäftstsstelle der DGPM

Vorstellung

Würzburg, 02.10.2023

Die Pandemie mit SARS-CoV-2 erscheint vorbei, aber aktuell steigt die 7-Tage-Inzidenz wieder deutlich und erreichte Ende September 10 Fälle pro 100.000 Einwohner (tagesaktuell dem Corona-Pandemieradar zu entnehmen https://corona-pandemieradar.de/inzidenz)). Es kann vermutet werden, dass die tatsächliche Inzidenz höher liegt, als dies die erkannten und gemeldeten Fälle nahelegen. Zudem kann in den Wintermonaten mit steigenden Infektionszahlen gerechnet werden.

Die zwischenzeitlich im Verlauf der Pandemie durch Impfung und/oder Infektion erworbene Immunkompetenz in der Bevölkerung trägt sicherlich dazu bei, dass das individuelle Risiko einer Infektion und eines schweren Verlaufs der Erkrankung bei auch weniger aggressiver Virusvariante gering ist. Die Beurteilung des Risikos für schwangere und stillende Frauen durch die aktuell zirkulierenden Virusvarianten des SARS-CoV-2 wird erschwert durch eine unzureichende Datenlage.

Für Deutschland kann in Bezug auf schwangere Frauen auf Daten aus dem CRONOS-Register zurückgegriffen werden, in dem Daten zu mehr als 8000 Betroffenen bis Mitte 2022 gesammelt wurden. In dem CRONOS-Satellites Projekt wurden zudem Daten zu mehr als 1200 in der Schwangerschaft geimpften Frauen im gleichen Zeitraum erhoben. Diese belegen ein höheres Risiko für ungünstige Ereignisse und Krankenhaus-Behandlung bei Infektion mit dem Virus in der Schwangerschaft. Der Schutz durch eine Impfung war nach den Auswertungen des CRONOSRegisters im Einklang mit internationalen Daten jedoch auch noch bei der weniger aggressiven Virusvariante Omicron nachweisbar: Geimpfte Frauen haben ein niedrigeres Risiko für eine stationäre Aufnahme und Behandlung wegen COVID-19 als ungeimpfte Frauen (1). Auch wenn die Omicron-Virusvariante vergleichsweise mildere Krankheitsverläufe verursacht, sind die tatsächliche Auswirkung einer Infektion mit aktuell zirkulierenden Virusvarianten mangels systematischer Analysen nicht sicher einzuschätzen. Zusätzlich zum bestehenden Sicherheitsprofil des Impfstoffs (2) belegt eine neue US-amerikanische Auswertung des Center of Disease Control (CDC) aus dem Zeitraum März 2022 bis Mai 2023, dass Kinder von Frauen, die in der Schwangerschaft geimpft wurden, bis zum Alter von 6 Monaten nach der Geburt weniger häufig wegen COVID-19 stationär aufgenommen werden mussten (3).

Die aktuelle STIKO-Stellungnahme vom Februar 2023 (4) empfiehlt eine zusätzliche 2. Auffrischimpfung für schwangeren Frauen mit einer Grunderkrankung und höherem Risiko wie Adipositas oder Diabetes mellitus / Gestationsdiabetes. Vor dem Hintergrund der bestehenden Sicherheitsdaten zum mRNA-Impfstoff Comirnaty® (Biontech) und der grundsätzlichen Empfehlung zu Impfungen in der Schwangerschaft (2) kommt die Fachgruppe der Fachgesellschaften DGPM, DGGG, AGG, DGPGM zu dem Ergebnis, allen schwangeren Frauen sowie insbesondere Frauen mit Planung / Wunsch einer Schwangerschaft eine Auffrisch-Impfung mit einem adaptierten Impfstoff zur Wintersaison zu empfehlen.

Diese Empfehlung steht im Einklang mit anderen internationalen Fachgesellschaften wie der SGGG, CDC, SMFM, RCOG (5, 6, 7, 8) und in Analogie zur Influenza- und Pertussis-Impfung.

Redaktionsgruppe:
Prof. Dr. med. Ulrich Pecks (Würzburg)*

DGPM
Prof. Dr. med. Ekkehard Schleußner (Jena), Dr. med. Janine Zöllkau (Jena), Prof. Dr. med. Mario Rüdiger (Dresden)
GGG
Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt (Hamburg), Prof. Dr. med. Sven Kehl (Erlangen), Dr. med. Carsten Hagenbeck (Düsseldorf)
AGG in der DGPM
Prof. Michael Abou-Dakn (Berlin), Prof. Dr. med. Annegret Geipel (Bonn), Prof. Dr. med. Tanja Groten (Jena), Prof. Dr. Markus Schmidt (Duisburg) DGPGM PD Dr. med. Dietmar Schlembach (Berlin)

*Prof. Dr. med. Ulrich Pecks, Professur für Maternale Gesundheit und Hebammenwissenschaft an der JMU Würzburg, Leitung der Geburtshilfe an der Frauenklinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Würzburg Josef-Schneider-Straße 4, 97080 Würzburg.

Literatur:
(1) Pecks U, Mand N, Kolben T, Rüdiger M, Oppelt P, Zöllkau J, Dempfle A, The CRONOS registry. SARS-CoV-2 Infection During Pregnancy. Dtsch Arztebl Int. 2022 Sep 5;119(35-36):588-594

(2) Takla A, Matysiak-Klose D, Bogdan C, Harder T, Ledig T, Neufeind J, Pecks U, Schleußner E, van der Sande M, Röbl-Mathieu M: Empfehlung und Begründung der STIKO zur Impfung gegen COVID-19 von Schwangeren und Stillenden. Epid Bull 2021;38:10-36 | DOI 10.25646/9030

(3) Simeone RM, Zambrano LD, Halasa NB, Fleming-Dutra KE, Newhams MM, Wu MJ, Orzel-Lockwood AO, Kamidani S, Pannaraj PS, Irby K, Maddux AB, Hobbs CV, Cameron MA, Boom JA, Sahni LC, Kong M, Nofziger RA, Schuster JE, Crandall H, Hume JR, Staat MA, Mack EH, Bradford TT, Heidemann SM, Levy ER, Gertz SJ, Bhumbra SS, Walker TC, Bline KE, Michelson KN, Zinter MS, Flori HR, Campbell AP, Randolph AG, Overcoming COVID-19 Investigators. Effectiveness of Maternal mRNA COVID-19 Vaccination During Pregnancy Against COVID-19–Associated Hospitalizations in Infants Aged <6 Months During SARS-CoV-2 Omicron Predominance — 20 States, March 9, 2022–May 31, 2023. Weekly / September 29, 2023 / 72(39);1057–1064. (https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/72/wr/mm7239a3.htm?s_cid=mm7239a3_w)

(4) https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Stellungnahme-COVID-19_Schwangerschaft.html

(5) https://www.sggg.ch/news/detail/impfung-gegen-covid-19

(6) https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/vaccines/recommendations/pregnancy.html

(7) https://s3.amazonaws.com/cdn.smfm.org/media/4181/SMFM_COVID_Vaccine_2023.pdf

(8) https://www.rcog.org.uk/news/maternity-colleges-urge-pregnant-women-to-have-flu-and-covid-19-vaccines-this-autumn

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die deutsche Krankenhauslandschaft steht vor grundsätzlichen Umstrukturierungen, in deren Gestaltung sich unsere Fachgesellschaft gemeinsam mit der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI), der Deutschen Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie (DGGG) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), also den wissenschaftlichen Fachgesellschaften, welche die ärztliche Versorgung von Schwangeren und deren Neugeborenen maßgeblich verantworten, intensiv und gut abgestimmt einbringen. Gemeinsam sind wir der Auffassung, dass eine dem 21. Jahrhundert zeitgemäße Geburtshilfe Strukturen voraussetzt, die eine adäquate Versorgung jeder Schwangeren und jedes Neugeborenen in bestmöglicher Qualität ermöglichen, wie diese in der QRF-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) verbindlich beschrieben sind.

Den vollständigen Artikel finden Sie unter den folgenden Links

Abonnenten der Zeitschrift haben elektronischen Zugang zu Ihren Artikeln über

Link (HTML): https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-2117-9165

Link (PDF):  https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/a-2117-9165.pdf
 

Wunsch vs. Versorgungsrealität aus ärztlicher Sicht 

Bitte beteiligen Sie sich an der Befragung im Rahmen des öffentlich geförderten Projektes MAM-Care: Sicherheit und Qualität der geburtshilflichen Versorgung.

Weitere Informationen finden Sie im Flyer

Sie gelangen über den QR Code oder dem folgenden Link zur Umfrage
imvr.limesurvey.net/MAM-Care

 

Infektion mit SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft.

 

Eine Analyse klinischer Daten aus Deutschland und Österreich aus dem CRONOS-Register

Hintergrund: Im deutschen CRONOS-Register gewonnene Daten wurden verwendet, um das Risiko für einen komplizierten COVID-19-Verlauf bei einer SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft unter besonderer Berücksichtigung der Schwangerschaftswoche und des Impfstatus sowie der Dynamik der Pandemie zu bewerten.

Methode: Daten aus zwei Erhebungsperioden (1. Periode 03/2020 bis 08/2021, 2. Periode 01/2022 bis 06/2022) der prospektiven Klinik-basierten Beobachtungsstudie CRONOS (DRKS00021208) wurden mit logistischen Regressionsmodellen untersucht. Für relevante COVID-19-spezifische Ereignisse innerhalb von vier Wochen nach positivem Testergebnis wurden Odds Ratios zum Vergleich zwischen 32 versus 22 Schwangerschaftswochen berechnet.

Ergebnisse: Daten zu 3 481 Frauen wurden ausgewertet. Das Risiko war für alle definierten COVID-19-spezifischen Ereignisse bei Erkrankung im ersten Trimester gering und nahm mit steigendem Schwangerschaftsalter bis zum frühen dritten Trimester zu. Beispielhaft betrug die Odds Ratio für eine Hospitalisierung wegen COVID-19 bei einer Infektion in 32 versus 22 Schwangerschaftswochen 1,4 (95-%-KonfidenzintervalI: [1,2; 1,7]). Das Risiko verringerte sich im Vergleich der Erhebungsperiode 2 gegen Periode 1 (Odds Ratio [OR ] 0,66; [0,50; 0,88]). Im Vergleich geimpfter Schwangerer gegen ungeimpfte Schwangere verringerte sich das Risiko weiter (OR 0,27; [0,18; 0,41]).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dienen als Beratungsgrundlage für prophylaktische oder therapeutische Maßnahmen wie die Gabe monoklonaler Antikörper und untermauern die Effektivität der Impfung für schwangere Frauen in der Omikron-Periode.

zum vollständigen Artikel im Ärzteblatt

28.07.2022

Eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) in Zusammenarbeit mit

  • der Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin in der DGGG e.V. (AGG)
  • der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin e.V. (DGPM)
  • der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin e.V. (DGPGM)
  • der Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Ärztinnen und Ärzte in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe e.V. (BLFG)

In einem Schreiben hat die Firma Norgine GmbH Anfang Juli über eine unbekannte Verunreinigung an Produktproben von Angusta® 25 Mikrogramm Tabletten (Wirkstoff Misoprostol) informiert. Gleichzeitig wurden während des Ursachenfindungs- /Untersuchungsprozesses alle Produkte aus den betroffenen Chargen zurückgerufen und die Produktion vorübergehend eingestellt. Dies hat dazu geführt, dass aktuell kein zugelassenes Misoprostol-Präparat zur Geburtseinleitung am Termin zur Verfügung steht. Misoprostol ist der effektivste Wirkstoff zur Geburtseinleitung am Termin. Die fehlende Verfügbarkeit von Misoprostol führt somit zu einer schlechteren Versorgung von Schwangeren in der Geburtshilfe. Bis das zugelassene orale Misoprostol-Präparat Angusta® 25 Mikrogramm Tabletten wieder verwendet werden kann, können von Apotheken in entsprechender Dosierung hergestellte Misoprostol-Tabletten diese Versorgungslücke schließen. Diese Tabletten werden heutzutage aus dem Rohstoff Misoprostol hergestellt. Die Verwendung dieser Misoprostol-Tabletten sollte im Off-Label-Use nach entsprechender Aufklärung und Beratung unter anderem mit Hinweis auf die aktuelle Nichtverfügbarkeit des zugelassenen Produktes erfolgen.

Stellungnahme | PDF

Wird eine COVID-19-Impfung generell für Schwangere, Stillende und Frauen mit Kinderwunsch empfohlen?

Schwangere Frauen können im Rahmen informierter partizipativer Entscheidungsfindung gegen SARS-CoV-2/COVID-19 geimpft werden. Die Impfung von Frauen mit Kinderwunsch und von Stillenden wird empfohlen. Die Sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt eine generelle Impfung für schwangere Frauen. Ergänzend und in Einklang mit den gültigen STIKO-Empfehlungen empfehlen die medizinischen Fachgesellschaften, schwangere Frauen zu impfen. Zuvor soll eine offene und ausführliche Beratung zu persönlichen Expositions-, Infektions- und Erkrankungsrisiken, sowie zu möglichen persönlichen SARS-CoV-2/COVID-19-assoziierten Schwangerschaftsrisiken und der verfügbaren aber begrenzten Datenlage erfolgen.

Worauf stützt sich die Empfehlung der Fachgesellschaften?

Die Impfung bietet eine sehr wirksame Möglichkeit zur Vermeidung einer Infektion mit SARS-CoV-2 und einer COVID-19 Erkrankung in der Schwangerschaft und damit von schweren Erkrankungsverläufen mit Komplikationen für Mutter und Kind. Das Risiko im Falle einer Infektion in der Schwangerschaft schwer zu erkranken ist deutlich erhöht. Bisherige Nachbeobachtungsdaten zeigen keine speziellen oder vermehrten impfungs- oder schwangerschaftsassoziierten Risiken einer Impfung gegen COVID-19. Die Immunreaktion nach Impfung in der Schwangerschaft und Stillzeit, sowie der Nachweis von Antikörpern im Nabelschnurblut von Kindern geimpfter Mütter sowie in der Muttermilch wurden in ersten Arbeiten gezeigt.i Eine Leihimmunität, auch Nestschutz genannt, kann hierdurch ermöglicht werden.

Unterscheidet sich die Empfehlung in Bezug auf die Impfstofftypen: mRNA-basiert (BioNTech/Pfizer, Moderna) und Vektor-basiert (AstraZeneca, Johnson & Johnson)?

Da sich die derzeit verfügbaren Veröffentlichungen zu Sicherheit, Verträglichkeit und Wirkung der COVID-19-Impfung überwiegend auf mRNA-basierte Impfstoffe beziehen, geht die Empfehlung der Fachgesellschaften zu mRNA-Impfstoffen. Eine grundsätzliche Differenzierung oder Bevorzugung eines Impfstoffes kann jedoch aufgrund der Datenlage und der fehlenden Wahlfreiheit bei limitierten Impfressourcen derzeit nicht abschließend gegeben werden. Die individuelle patientinnenbezogene Beratung im professionellen ärztlichen Gespräch ist hier unabdingbar, auch um die wöchentlich zunehmenden neuen Erkenntnisse berücksichtigen zu können. An dieser Stelle sollte zusätzlich die aktuelle STIKO-Empfehlung zu den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen berücksichtigt werden.

Welche Daten gibt es zu einer möglichen COVID-19-Erkrankung während der Schwangerschaft oder Stillzeit?

Schwangere Frauen weisen im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion ein erhöhtes Risiko auf, schwere Verläufe der COVID-19-Erkrankung, mit erhöhter Wahrscheinlichkeit einer intensivmedizinischen Therapie und Beatmungsnotwendigkeit sowie eine erhöhte Mortalität auf.ii Vorbestehende Risikofaktoren (mütterliches Alter > 35 Jahre, hoher BMI, chronischer Hypertonus, vorbestehender Diabetes) begünstigen zudem schwere Erkrankungsverläufen in der Schwangerschaft.iii Die Infektion mit SARS-CoV-2 bzw. eine COVID-19-Erkrankung geht mit einer erhöhten Häufigkeit von Schwangerschaftskomplikationen einher (z.B. Frühgeburtlichkeit, Präeklampsie).iv

Wie können sich Schwangere derzeit in Deutschland impfen lassen?

Es bestehen derzeit keine klar vordefinierten Strukturen. Eine Beratung durch den behandelnden Frauenarzt oder die behandelnde Frauenärztin und die individuelle Vereinbarung einer Impfung in einem Impfzentrum oder bei einem impfenden Arzt (z.B. Hausarzt, Betriebsarzt) ist der derzeit mögliche Weg. Die realen Hürden und Herausforderungen können dabei im Einzelfall und je nach Region sehr unterschiedlich sein und verlangen mitunter Geduld. Eine Priorisierung von Schwangeren für die Impfung wie in unseren Nachbarländern besteht in Deutschland nicht.

Ab welcher Schwangerschaftswoche sollte die Impfung während der Schwangerschaft durchgeführt werden?

Die Datenlage erlaubt derzeit keine Aussage zu einem optimalen Impfzeitpunkt, also weder für noch gegen einen bestimmten Zeitraum. Die verfügbaren Untersuchungen beziehen sich zumeist auf Impfungen im (zweiten und) dritten Schwangerschaftsdrittel und die ausgetragenen Schwangerschaften. In der Routine als praktikabel erscheint es sinnvoll, ab dem zweiten Schwanfgerschaftsdrittel (> 12. Woche) zu impfen, da die fetale Organbildung dann weitestgehend abgeschlossen ist. So lautet auch die aktuelle STIKO-Empfehlung. Die SIKO (Sächsische Impfkommission) empfiehlt eine Impfung "optimal 20.-24. Schwangerschaftswochen".

Gibt es einen empfohlenen Abstand zwischen der Geburt des Kindes und der Impfung der Mutter?

Es gibt hierzu keine bekannten Daten. Wir empfehlen in der Beratung entbundener Frauen eine Impfung sobald als möglich und gewünscht. Dies ergibt sich vielfach durch das Wochenbett selbst sowie die Impfstoffverfügbarkeit.

Welche Vorerkrankungen werden bei Schwangeren anerkannt?

Es gibt dafür keinen „Risikokatalog“. Berücksichtigt müssen die oben erwähnten Risikofaktoren wie Adipositas, vorbestehende Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck, vorbestehender und Schwangerschafts-Diabetes, aber auch die persönliche Gesamtkonstellation mit dem Ansteckungsrisiko im Beruf oder durch Kinder in der Familie. Eine Beratung durch den behandelnde/n FrauenärztIn und die individuelle Vereinbarung einer Impfung in einem Impfzentrum oder bei einem impfenden Arzt/Ärztin ist dafür zu empfehlen.

Kann die Impfung mit einem mRNA-basierten Impfstoff den Schutz auf das Kind übertragen?

Die Leihimmunität, der sog. "Nestschutz" über einen transplazentaren Übertritt mütterlicher Antikörper kann einen Schutz des Kindes ermöglichen. SARS-CoV-2-Antikörper im Nabelschnurblut von Kindern geimpfter Mütter sind mehrfach nachgewiesen worden.v Dies ist ein passiver Schutz, der das Kind nicht befähigt eigene Antikörper zu bilden, sondern nur so lange anhält, wie die Antikörper vorhanden sind. Auch in der Muttermilch sind Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen worden. vi Die passive Schutzwirkung des Stillens wirkt über den lokalen Schutz in den Schleimhäuten des Mund-Rachen-Magen-Darm-Traktes sowie der Atemwege

Warum haben die Impfstoffhersteller in ihren Studien die Teilnahme von schwangeren und stillenden Frauen ausgeschlossen?

Der Ausschluss schwangerer und stillender Frauen in Erstzulassungsstudien ist leider nicht unüblich, erfolgt zumeist aus Vorsicht, und beruht nicht auf einem begründeten oder belegten Risiko für diese Zielgruppe. Es gilt für die derzeitig zugelassenen COVID-19-Impfstoffe, dass zulassungsrelevante sogenannte DART (developmental and reproductive toxicology) Studien vorliegen (siehe die jeweiligen Assessment-Reports z.B. der EMA). Zudem werden seitens der Hersteller „aus Versehen geimpfte“ Schwangere oder nach Impfung im Nachbeobachtungszeitraum eingetretene Schwangerschaften nachverfolgt.

Gibt es in Deutschland Studien im Rahmen derer man sich als Schwangere impfen lassen kann?

Die derzeit rekrutierende Phase II/III Studie der Firma BioNTech/Pfizer rekrutiert in Deutschland leider keine Patientinnen. Lokale Beobachtungsstudien an geimpften Schwangeren sind verfügbar und können bei dem Beratungsgespräch erfragt werden. Bundesweit besteht die Möglichkeit Ihre personenbezogenen Daten dem CRONOS-Register der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) zur Verfügung stellen, da dieses neben infizierten und erkrankten Schwangeren auch geimpfte Schwangere einschließt. Gleiches gilt für das EMBRYOTOX-Register, das Ihnen eine gute Möglichkeit bietet den Wissenszuwachs zu unterstützen.

Inwiefern wäre es aktuell sinnvoll, die offizielle STIKO-Impfempfehlung zu ändern, um auch schwangeren Frauen eine COVID-19-Impfung ermöglichen?

Bereits jetzt können Schwangere und Stillende eine COVID-19-Impfung erhalten. Es werden sämtliche Erkenntnisse - positiv wie negativ - in den Beratungen der STIKO sowie in der stetigen Überarbeitung der Empfehlungen und Stellungnahmen zur Impfung Schwangerer, Stillender und Frauen mit Kinderwunsch diskutiert und berücksichtigt. Grundsätzlich sollten Schwangere nicht von Impfprogrammen ausgeschlossen werden. Vielmehr sollte insbesondere Schwangeren mit Vorerkrankungen, einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 oder hohem Expositionsrisiko gegenüber einer SARS-CoV-2-Infektion die Impfung nach einer Nutzen-Risiko-Abwägung und ausführlichen Aufklärung angeboten werden.

i Gray et al. „COVID-19 vaccine response in pregnant and lactating women: a cohort study”, Kelly et al. “Anti-SARS-CoV-2 antibodies induced in breast milk after Pfizer-BioNTech/BNT162b2 vaccination” doi: doi.org/10.1016/j.ajog.2021.03.023

ii Oakes et al. „Pregnancy as a risk factor for severe coronavirus disease 2019 using standardized clinical criteria“ dx.doi.org/10.1016/j.ajogmf.2021.100319 , Jering et al. “Clinical Characteristics and Outcomes of Hospitalized Women Giving Birth With and Without COVID-19” doi:10.1001/jamainternmed.2020.9241, Mullins et al. “Pregnancy and neonatal outcomes of COVID-19: co-reporting of common outcomes from PAN-COVID and AAP SONPM registries” doi: 10.1002/uog.23619, D´Antonio et al. “Maternal and perinatal outcomes in high vs low risk-pregnancies affected by SARS-COV-2 infection (Phase-2): The WAPM (World Association of Perinatal Medicine) working group on COVID-19”https://doi.org/10.1016/j.ajogmf.2021.100329 , Lokken et al. “Higher severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 infection rate in pregnant patients” https://doi.org/10.1016/j.ajog.2021.02.011

iii Allotey et al. „ Clinical manifestations, risk factors, and maternal and perinatal outcomes of coronavirus disease 2019 in pregnancy: living systematic review and meta-analysis” doi: doi.org/10.1136/bmj.m3320, Khoury et al. “Characteristics and Outcomes of 241 Births to Women With Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) Infection at Five New York City Medical Centers” doi: 10.1097/AOG.000000000000402

Wei et al. „The impact of COVID-19 on pregnancy outcomes: a systematic review and meta-analysis“ doi: 10.1503/cmaj.202604;, Mullins et al. “Pregnancy and neonatal outcomes of COVID-19: co-reporting of common outcomes from PAN-COVID and AAP SONPM registries” doi:10.1002/uog.23619

Atyeo et al. “COVID-19 mRNA vaccines drive differential Fc-functional profiles in pregnant, lactating,

and non-pregnant women“ Version 1. bioRxiv. Preprint. 2021 Apr 5. doi: 10.1101/2021.04.04.438404, Gray KJ, Bordt EA, Atyeo C, Deriso E, Akinwunmi B, Young N, et al. COVID-19 vaccine response in pregnant and lactating women: a cohort study. Am J Obstet Gynecol. 2021, Mithal et al. Cord blood antibodies following maternal coronavirus disease 2019 vaccination during pregnancy, Am J Obstet Gynecol. 2021 Apr 1;S0002-9378(21)00215-5. doi: 10.1016/j.ajog.2021.03.035.

Gray KJ, Bordt EA, Atyeo C, Deriso E, Akinwunmi B, Young N, et al. COVID-19 vaccine response in pregnant and lactating women: a cohort study. Am J Obstet Gynecol. 2021, Kelly JC, Carter EB, Raghuraman N, Nolan LS, Gong Q, Lewis AN, et al. Anti-severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 antibodies induced in breast milk after Pfizer-BioNTech/BNT162b2 vaccination. Am J Obstet Gynecol. 2021

Empfehlung für schwangere und stillenden Frauen

Eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin e.V. (DGPGM), der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin e.V. (DGPM) sowie der Nationalen Stillkommission (NSK)

unterstützt durch den Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF)

Zur vollständigen Stellungnahme

Das vorliegende Update versteht sich als Fortschreibung der bereits publizierten Empfehlungen der deutschen geburtshilflichen und pädiatrischen Fachgesellschaften zur Versorgung infizierter Schwangerer und deren Neugeborenen. In zwei Teilen werden

  1. PRAKTISCHE EMPFEHLUNGEN mit jeweiliger kurzer Erläuterung sowie
  2. HINTERGRUNDINFORMATIONEN als Review des aktuellen Wissenstandes über SARS- CoV-2/COVID-19 in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett dargestellt.

Das Update nimmt Stellung zu den Kernfragen der prä-, peri- und postnatalen Betreuung bei SARS-CoV-2 und COVID-19, auf Grundlage der bis 09/2021 verfügbaren Publikationen, der CRONOS-Registerdaten bis 08/21 sowie der gültigen STIKO- und RKI-Empfehlungen und wird im Konsens der nachfolgenden Fachgesellschaften getragen:

Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin e. V. (DGPM)

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin e. V. (DGPGM) Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e. V. (DGPI) Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin e. V. (GNPI)
Nationale Stillkommission (NSK)

Die Stellungnahmen basieren auf einem sorgfältig abgestimmten Expert:Innenkonsens und können sich – insofern neue Erkenntnisse veröffentlicht werden – zeitnah ändern. Die Verantwortung für das konkrete Vorgehen bleibt bei dem vor Ort medizinisch betreuenden Team, dessen Entscheidungen durch diese Empfehlung unterstützt werden sollen.

 

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